Langohr-Fledermaus
Wenn ein Kind eine Langohr-Fledermaus wäre, dann hätte es etwa 1 Meter lange Ohren. Damit hält die Langohr-Fledermaus den „Längste-Ohren-Rekord“ im Vergleich zur Körpergröße. Tatsächlich sind die Ohren nur 3 cm lang, bei einer Körpergröße dieses kleinen Säugetieres von 5 cm.
Die Tiere wiegen weniger als ein Riegel Schokolade. Ihr Fell ist braun bzw. graubraun und wird zur Unterseite hin heller. Hierdurch sind die Fledermäuse in ihren Jagdgebieten besonders gut getarnt.
Die großen Ohren helfen der Fledermaus nicht nur beim Hören, sondern auch beim „Sehen“. Durch ihren Mund oder die Nase stoßen die Tiere Ultraschall-Rufe aus. Diese werden zum Beispiel von der Beute, aber auch von ihrer Umgebung, reflektiert und von den Ohren wieder aufgenommen. So entsteht für die Fledermaus in Sekundenschnelle ein „Bild“ ihrer Umgebung. Hierdurch weiß sie genau, wo sie ihre Beute finden kann.
Durch ihre Ohren wird die Fledermaus jedoch im Flug ausgebremst. Auch durch ihre kurzen Flügel fliegt sie eher langsam. Dafür kann sie mit ihnen wahre Kunststücke verbringen und ähnlich wie ein Kolibri rückwärts fliegen oder in der Luft stehen bleiben. Neben ihren langen Ohren und der Fähigkeit, rückwärts zu fliegen, haben diese Flugkünstler noch eine Besonderheit: Sie haben untypisch große Augen für eine Fledermaus. Damit können sie im Gegensatz zu anderen Fledermäusen die Beute nicht nur per Ultraschall orten, sondern auch tatsächlich ganz gut sehen.
Beheimatet sind die Langohr-Fledermäuse vor allem im Norden und Süden Europas. Dort leben sie meist in Gruppen von 5 bis 20 Tieren zusammen. Die Tiere sind sehr anpassungsfähig und kommen hierdurch in vielen unterschiedlichen Lebensräumen gut zurecht. So zum Beispiel in Wäldern, Höhlen, Parks, Gärten und Gebäuden. Die Paarung findet bei den Langohr-Fledermäusen im Herbst statt. Die Geburt der Jungtiere erfolgt aber erst im Frühjahr, denn das Weibchen sorgt dafür, dass ihre Eier erst nach dem Winterschlaf befruchtet werden. Dann ist auch wieder genügend Nahrung vorhanden. Bei dem Nachwuchs handelt es sich meist nur um ein einzelnes Jungtier, welches nach der Säugezeit von ungefähr 6 Wochen entwöhnt ist. Die jungen Fledermäuse werden nach 1 bis 3 Lebensjahren selbst geschlechtsreif.
Die nachtaktiven Tiere ernähren sich von verschiedenen Schmetterlingen, aber auch gerne von Käfern oder Raupen, die sie von Blättern absammeln.
In Niedersachsen sind die Langohr-Fledermäuse als „gefährdet“ eingestuft worden, d.h. sie stehen unter Naturschutz. Im Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“ sind sie in den letzten Jahren an verschiedenen Orten, aber nicht flächendeckend, gefunden worden.