Nutzungsrelikte
Spuren historischer Nutzungsformen sind im gesamten Biosphärenreservat anzutreffen. Dazu gehören:
Marschhufen
In der Bleckeder Elbmarsch findet man noch eine ursprüngliche Marschhufenlandschaft. Die historische Urhufenstruktur aus bis mehrere Kilometer langen, etwa 15 m breiten Flurstücken entstand aus Kostengründen. Da die Abgaben für die Deichunterhaltung entsprechend der Deichstrecke der anliegenden Flurstücke berechnet wurden, hielt man die Flurstücke schmal. Dadurch wurden die Kosten auf viele Schultern verteilt.
Die Flurstücke wurden durch dichte Grabenhecken abgetrennt, die früher gleichzeitig zur Brennholzgewinnung dienten. Sie geben heute noch der Landschaft ihr typisches Gepräge.
Wölbäcker
Besonders in Deichnähe findet man vielerorts Grünland oder Äcker, die eine beetartige, regelmäßig wellige Oberflächenstruktur aufweisen, sogenannte Wölbäcker oder –wiesen.
Diese Bodennutzungsform wurde durch die Holländer im Mittelalter in der Elbtalaue eingeführt und entstand durch eine spezielle Form des Pflügens. Dadurch konnten die im Frühjahr oftmals lange vernässten Flächen zumindest auf dem oberen Teil des Beetrückens genutzt werden. Heute sind viele dieser Strukturen verschwunden, da sie die maschinelle Bodenbearbeitung behindern.
Steuereichen
Im Amt Neuhaus findet man vereinzelte besonders alte Eichen im Grünland. Diese sogenannten "Steuereichen" stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Landwirtschaftlich genutztes Grünland wurde als Wald versteuert, sofern hier eine bestimmte Anzahl von Bäumen darauf stand. Da Wald deutlich günstiger zu versteuern war, blieben die Eichen stehen.
Obstalleen
Viele Obstbaumbestände in der Elbtalaue – Streuobstwiesen und Alleen - sind historisch entstanden und bis zu 100 Jahre alt. Allein im Amt Neuhaus und Bleckede werden 60 Straßenkilometer von Straßenobst gesäumt. Auf dem Höhbeck findet man noch alte Streuobstwiesen. Zur Blütezeit und im Herbst zur Ernte geben sie der Landschaft einen besonderen Reiz. Die Obstbaumbestände sind nicht nur ein Refugium für alte, selten gewordene Obstsorten, sie stellen auch wichtige Lebensräume für zahlreiche Insekten und Vögel dar.
Kopfbäume
Kopfbäume - auch Schneitelbäume genannt – sind meist Weiden, aber auch Eichen, Pappeln und andere Laubbäume, die regelmäßig in geringer Höhe beschnitten werden. So wächst der Stamm über Jahre und erreicht einen stattlichen Umfang, während die Äste und Zweige, die oben aus den verwachsenen Schnittstellen sprießen, sehr dünn bleiben. Die Weidenruten wurden als Flechtmaterial genutzt, dienten aber auch als Brennholz.
Im Biosphärenreservat sind die Kopfweiden fast überall vertreten. Besonders viele stehen an der Tauben Elbe bei Penkefitz, in Grabau, Nienwedel und Seerau, in der Jeetzelniederung, der Großen Marsch bei Bleckede, der Marschhufenlandschaft der Lüneburger Elbmarsch und auf dem Konauer Werder.
Harzbäume
In den Kiefernwäldern im Amt Neuhaus findet man an vielen Stämmen Spuren der Harzgewinnung. Um an den zu DDR-Zeiten wertvollen Rohstoff zu gelangen, wurden in die Rinde der Bäume schräg nach unten verlaufende Rillen geritzt. Das austretende, nach unten ablaufende Harz wurde in einem Topf aufgefangen und in der chemischen und Kosmetikindustrie verarbeitet.
Die historische Urhufenstruktur aus bis mehrere Kilometer langen, etwa 15 m breiten Flurstücken entstand aus Kostengründen.