Höhbeck-Impressionen
Ein Besuch bei Karl dem Großen
Schweigend ragt der Wächter vor der Brücke zum Kastellplatz auf. Als Wanderer kommt man sich ein wenig klein in seiner Gegenwart vor. Das hindert einen trotzdem nicht daran, von Vietze kommend, die Brücke zu überqueren. Zur rechten Seite ragt ein Wall auf, der Teil des bekannten „Castellum Hohbuoki“ war. Nun öffnet sich der Blick auf den inzwischen wieder offener gestalteten Kastellplatz. Der rechteckige Platz liegt so im Gelände, dass er im Norden eine steile Absturzkante zur Elbe hat. Am östlichen Rand bahnt sich der Thalmühlbach durch ein tiefes Tal den Weg zur Elbe. Ideal also, um das Land gegen mögliche Feinde zu verteidigen. Dies erkannte auch Karl der Große, als er gegen Ende des 8. Jh. das „Castellum Hohbuoki“ zur Abwehr der Slawen an der Elbe errichten ließ. Eine Schutzhütte lädt heutzutage an der nordöstlichsten Ecke des Platzes, bewacht von zwei weiteren Wächtern, zu einer Rast ein. Ein hölzerner Wegweiser lenkt die Aufmerksamkeit auf Handelsorte, die zur Zeit Karls des Großen eine wichtige Rolle spielten.
Der Thalmühlbach
Der Thalmühlbach fließt auf einer Strecke von knapp einem halben Kilometer von der fast 60 m über das Elbe-Tal ragenden Geestinsel, dem Höhbeck, zur Elbe hinab. Auf seinem Weg hat er sich ein tiefes Tal gegraben. Die Schönheit der Landschaft zog schon immer Menschen an. 1869 baute sich ein Unternehmer dort eine Mühle mit Wohnhaus auf. Für die Fuhrleute richtete er eine Schankwirtschaft ein. Diese entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugslokal für Sommerfrischler und wurde bis in die 1950er Jahre hinein betrieben. Berühmte Schriftsteller wie Karl May besuchten diesen Ort, was durch Postkarten belegt ist. Karl May besucht die Lokalität auf einer Studienreise am 4. Mai 1898. Hier verfasste er ein kleines Gedicht für seine spätere zweite Ehefrau:
Ich sitze zum erschten Male
In dieser Mühle im Thale;
Die Elbe liegt rechter Hand;
Weiber haben keenen Verstand.
Karl.
Ob sie sich darüber wirklich gefreut hat, mag der persönlichen Phantasie überlassen sein. Von dem Ausflugslokal ist heute nur noch das unterkellerte Fundament erhalten. Es wurde als Winterquartier für Fledermäuse ausgebaut und ist inzwischen gut angenommen. Eine besonders geschützte Art nach europäischen Recht ist die Mopsfledermaus. Sie überwintert seit seiner Fertigstellung in dem Winterquartier. Insgesamt konnten am Nordhang des Höhbeck zehn Fledermausarten nachgewiesen werden, z.B. der Große Abendsegler, das Braune Langohr und die Breitflügelfledermaus. Folgt man dem Bach weiter nach oben, erreicht man ein Schilffeld. Hier befanden sich Fischteiche, die die Durchlässigkeit des Baches behinderten. Durch eine Naturschutzmaßnahme der Biosphärenreservatsverwaltung wurden sie entfernt und der Bach wieder durchgängig gestaltet.
Weitere Informationen:
Die besucherfreundliche Erschließung u.a. mit Infotafeln, Wächterfiguren, Wegweiser, Schutzhütte und offener Gestaltung des Kastellplatzes erfolgte durch die Biosphärenreservatsverwaltung in Kooperation mit der Gemeinde Höhbeck und wurde durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz mit Mitteln der Europäischen Union aus dem EFRE-Programm „Natur erleben und nachhaltige Entwicklung“ gefördert. Weitere Informationen sind in den örtlichen Touristinformationen erhältlich.
Der Kastellplatz am Höhbeck wird gut bewacht.
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